Die „befleckte“ Lilie als Sinnbild der vollkommenen Menschlichkeit
Und es kam der Tag, da das Risiko, in der Knospe zu verharren, schmerzlicher wurde, als das Risiko, zu blühen
(Anais Nin)
Seit dem Mittelalter ist die Lilie in der Renaissance-Kunst das Symbol von Reinheit und Unschuld. In der Antike war sie das Sinnbild der Fruchtbarkeit, der Erneuerung und der Weiblichkeit. Bei den französischen Wappen steht die Lilie für die königliche Würde, Edelmut und Macht.
Eine weisse Lilie ist auf beinahe jedem Bild der heiligen Verkündigung zu sehen, wo die Botschaft über das „unbefleckte“ Empfängnis an Maria durch einen Engel überliefert wird. Dadurch wurde eine irrsinnige Idee konstruiert, dass es eine Kluft gäbe zwischen der „reinen“, heiligen Frau und einer Frau, die sich den Liebesfreuden öffnet und hingibt.
Eine „makellose“, nicht-menschliche Frau - mit dem Bild der weissen Lilie dargestellt - wird gefeiert und zum Vorbild erklärt. Die Lust als naturgegebenes Phänomen wird heraus geschnitten, für unerwünscht und schmutzig erklärt. Die Frau wird in ihrem ganzen Wesen, in ihrer göttlichen Vollkommenheit - samt ihrer Lust - beschnitten und „sterilisiert“.
Und die “befleckte“ Lilie?
Sie ist die Erinnerung an die „Flecken“ der Nicht-Jungfräulichkeit. Im Christentum ist sie das Symbol der Erbsünde. In anderen Worten:
Tigerlilie ist das Sinnbild der vollkommenen Menschlichkeit -
jenseits von Moralvorstellungen und Tabus
In der Homöopathie ist das Lilium Tigrinum, die Tigerlilie, ein kraftvolles Heilmittel für die Wiedervereinigung von „der Hure und der Heiligen“ als zwei Archetypen des Menschen als sexuelles Wesen . Das Mittel hilft insbesondere Frauen, die mit ihrer Lust hadern, ihre leidenschaftliche Natur anzunehmen. Sowohl ihre erhabenen und „lichtvollen“ Motive als auch die animalischen (Schatten)Seiten als gottgegeben anzuerkennen und mit diesem angeblichen Widerspruch Frieden zu schliessen. Das Ergebnis:
Man (Frau) wird weicher, liebevoller und toleranter mit sich selbst und den anderen
Mit dem inneren Erlaubnis, zu begehren, sich lebendig und begehrenswert zu fühlen und sinnlich zu offenbaren. Die sexuelle Energie wird entdemonisiert und zugelassen. Ein solcher Mensch ist in der Lage, sich selbst besser zu spüren, Nähe und Mitgefühl anzunehmen und zu geben und gleichzeitig auf die eigenen Grenzen zu achten.